1. Einleitung

Die Bewertung von Unternehmen in der Erbschaftssteuer ist ein komplexes Thema, das sowohl Erben als auch Steuerbehörden vor große Herausforderungen stellt. Die korrekte Bewertung eines Unternehmens ist entscheidend, da sie die Höhe der Erbschafts- oder Schenkungssteuer maßgeblich beeinflusst. In diesem Artikel werden wir die Gründe für eine Bewertung, verschiedene Bewertungsmethoden und ein Beispiel für die Bewertung einer GmbH beleuchten.

2. Gründe für eine Bewertung – Schenkung oder Erbschaft

Die Bewertung eines Unternehmens ist erforderlich, wenn es entweder durch Schenkung oder Erbschaft übertragen wird. In beiden Fällen ist es wichtig, den aktuellen Wert des Unternehmens zu ermitteln, um die angemessene Steuer festzulegen. Bei Schenkungen zu Lebzeiten ist die Bewertung erforderlich, um sicherzustellen, dass angemessene Steuern auf den Übertragungswert erhoben werden. Im Falle des Todes eines Unternehmensinhabers ist die Bewertung erforderlich, um die Höhe der Erbschaftssteuer zu bestimmen, die von den Erben zu entrichten ist.

3. Bewertungsmethoden – Vereinfachtes Ertragswertverfahren und Substanzwertverfahren

Zur Bewertung von Unternehmen in der Erbschaftssteuer werden verschiedene Methoden angewendet. Zwei gängige Ansätze sind das vereinfachte Ertragswertverfahren und das Substanzwertverfahren.

Beim vereinfachten Ertragswertverfahren wird der Wert des Unternehmens auf der Grundlage seiner zukünftigen Ertragsfähigkeit berechnet. Dies geschieht in der Regel, indem der durchschnittliche Gewinn der vergangenen Jahre ermittelt und auf einen angemessenen Kapitalisierungsfaktor angewendet wird. Diese Methode berücksichtigt die erwarteten zukünftigen Gewinne des Unternehmens und ist daher besonders für Unternehmen geeignet, die stabile und vorhersehbare Erträge generieren.

Das Substanzwertverfahren hingegen basiert auf dem Wert der Vermögenswerte des Unternehmens abzüglich seiner Verbindlichkeiten. Diese Methode wird oft als Mindestwert angesehen, da sie den Liquidationswert des Unternehmens darstellt. Das Substanzwertverfahren ist besonders nützlich für Unternehmen mit unregelmäßigen Erträgen oder solchen, deren zukünftige Erträge schwer vorherzusagen sind.

4. Beispiel für die Bewertung einer GmbH

Angenommen, wir haben eine GmbH, die in den Jahren 2020, 2021 und 2022 die folgenden Gewinne erzielt hat: 30.000 EUR, 45.000 EUR bzw. 5.000 EUR. Um den Substanzwert als Mindestwert zu berechnen, betrachten wir den Wert der Vermögenswerte der GmbH abzüglich ihrer Verbindlichkeiten.

Angenommen, die GmbH hat Vermögenswerte im Wert von insgesamt 200.000 EUR und Verbindlichkeiten in Höhe von 50.000 EUR. Der Substanzwert der GmbH beträgt daher:

Substanzwert = Vermögenswerte – Verbindlichkeiten

Substanzwert = 200.000 EUR – 50.000 EUR

Substanzwert = 150.000 EUR

Dies bedeutet, dass der Substanzwert der GmbH 150.000 EUR beträgt, unabhängig von den Schwankungen ihrer Gewinne in den letzten Jahren.

Nun betrachten wir die Berechnung des Unternehmenswerts nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren. Angenommen, der durchschnittliche Gewinn der GmbH über die letzten drei Jahre beträgt (30.000 EUR + 45.000 EUR + 5.000 EUR) / 3 = 26.666,67 EUR. Um den Wert der GmbH zu bestimmen, wenden wir einen Kapitalisierungsfaktor an. Angenommen, der Kapitalisierungsfaktor beträgt 13,75.

Wert nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren = Durchschnittlicher Gewinn * Kapitalisierungsfaktor

Wert nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren = 26.666,67 EUR * 13,75

Wert nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren = 366.666,68 EUR

Daher beträgt der Wert der GmbH nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren 366.666,68 EUR.

Bei der Bewertung eines Unternehmens können unterschiedliche Methoden zu unterschiedlichen Werten führen. Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile jeder Methode sowie die spezifischen Umstände des Unternehmens zu berücksichtigen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

5. Schluss

Die Bewertung von Unternehmen in der Erbschaftssteuer ist ein wichtiger Schritt, der sorgfältige Analyse und Überlegung erfordert. Durch die Anwendung geeigneter Bewertungsmethoden wie dem vereinfachten Ertragswertverfahren und dem Substanzwertverfahren können Erben und Steuerbehörden einen angemessenen Wert für das übertragene Unternehmen ermitteln. Es ist ratsam, sich bei der Bewertung von Unternehmen in der Erbschaftssteuer an Experten zu wenden, um sicherzustellen, dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt sind und eine faire Besteuerung gewährleistet ist.

Dieser Rechtstipp ersetzt keine rechtliche oder steuerliche Beratung und bietet lediglich einen ersten Ausblick auf entsprechende Fragestellungen.

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